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Von der Notwendigkeit zum Nichts – Das Strumpfband

Sollte es aus irgendeinem Grund nötig sein, das Bordell-Wesen oder die hier beschäftigten Huren zu symbolisieren, käme dafür nur ein Accessoire in Frage: das Strumpfband. Gleichwohl es seit der Erfindung elastischer Fasern und zuverlässig haltender Bündchen keine Funktion mehr hat, gehört es noch immer zum “typischen” Erscheinungsbild von Prostituierten. Warum das so ist und was es sonst noch über den Zierrat am Bein zu berichten gibt, erfahren Sie hier:

Dass Strumpfbänder unabdingbar waren, ist noch gar nicht so lange her. Gerade einmal hundert Jahre sind vergangen, seit Frauen auf die separat anzulegende Halterung für Beinlinge verzichten können – oder besser gesagt KÖNNTEN. Denn zum einen waren die ersten Exemplare der so genannten “Halterlosen” – also Strümpfe, die ohne zusätzliche Befestigung am Bein hielten – für die meisten unerschwinglich; zum anderen erlebten Strumpfbänder gegen Ende des zurückliegenden Jahrtausends eine beispiellose Renaissance.

Schuld daran war eine Bewegung, die mit Althergebrachten so gar nichts am Hut hatte: Mit Veröffentlichung der allerersten “Sex-Pistols”-Single wurde eine Jugendkultur geboren, die von Nonkonformismus, Rebellion und Provokation geprägt war – der Punk. Seinen äußeren Ausdruck fand er in bewusst anstößiger Kleidung, zu der auch sichtbar getragene Strumpfbänder gehörten. Welch uralten Stilmittels sich junge Punkerinnen damit bedienten, war ihnen vermutlich nicht bewusst.

Visuelle Reize

Unter Röcken hervorblitzende Strumpfbänder hatten nämlich schon einmal den Unmut konservativer Gesellschaftsschichten auf sich gezogen: Im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren sie beim Chan-Chan sichtbar geworden – jenem Modetanz, der tief unter die Kleiderschichten der damaligen Zeit blicken ließ und der deswegen nur in einschlägigen Etablissements aufgeführt werden durfte. In den Besitz eines solchen Gegenstandes zu gelangen, galt unter Herren als Heldentat. Bewies das Strumpfband doch, dass man(n) einer der damit ausgestatteten Damen beneidenswert nahe gekommen sein musste.

Dementsprechend haftet den meist reich verzierten Dessous bis heute etwas leicht Verruchtes an. Umfragen zufolge gehören sie zu den beliebtesten Erotik-Artikeln überhaupt – verstärkt durch die Tatsache, dass Strumpfbänder selten solo, sondern überwiegend mit dazu passenden Accessoires getragen werden. In Verbindung mit Stockings, einem Torselett und beinstreckenden High-Heels bilden sie eine hübsche Verpackung für weibliche Reize.

Doch auch, wenn sie gar nicht vorhanden sind, erregen Strumpfbänder die Phantasie: Der so genannte “Zettai-Ryouiki”-Fetisch fokussiert genau auf jene Stelle zwischen Rocksaum und Overknee-Strumpf, an der das Objekt sitzen müsste – wenn es nicht vorschriftsmäßig fehlen würde. Die in Mangas viel zitierte Körperpartie heranwachsender Mädchen gilt als “absolute territory” – ein Bereich, in den nichts und niemand vordringen darf. Nicht einmal ein Strumpfband. Denn das ist schließlich eindeutig erotisch behaftet.

Dessous beliebt bei über 80% der Männer.

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